21. Tag – Fr. 07. August 2015: Von Taischet nach Tulun (280 km)
Weiter fahren wir durch das Mittelsibirischen Bergland, immer parallel zum Ostsajan nach Tulun.
Wir sind im tiefsten Russland, besser im tiefsten Sibirien angekommen. Hier ticken die Uhren anders. Die Extreme sind groß. In manchem denken wir, wir sind um Jahre zurückgeworfen, wie in eine andere Zeit. Und dann, im Gegensatz dazu, so viel Modernes, dass wir staunen müssen. Die Hauptattraktion der Stadt Taischet ist der Bahnhof. Von hier wurden die Gefangenen der letzen 300 Jahre in die Lager in die Taiga verbracht, um Schwerstarbeit zu leisten. Zuletzt waren es Kriegsgefangene aus Japan (ca. 40.000!!!), Polen und auch einige Deutsche. Aber auch heutige Gefangene kommen hier durch. Die entsprechenden Gefangenenbahnwaggons – beängstigend – haben wir bei unserm Besuch im Eisenbahnmuseum in Nowosibirsk gesehen. Taischet war das Verwaltungszentrum auch für diese Lager. Kirchen gab es hier keine. Wer hier her kam, kam selten freiwillig. Mit Igor, Lena und ihrem Sohn Andrej sehen wir uns den Bahnhof an, auch das neue Denkmal, errichtet 2014 zum 40. Geburtstag der BAM, der Baikal Amur Magistrale, die hier ihren Anfang hat. Die Stadtvertreter hatten gehofft, dass Präsident Putin zur Einweihung käme, aber da war wohl die große Weltpolitik vor.
Im örtlichen Heimatmuseum macht uns Grigori, der Direktor, mit der Geschichte der Besiedelung der Stadt und der Region vertraut. Und zeigt uns u.a. typisch sibirische Jagdutensilien: zum Beispiel einen „Multifunktions-Rucksack“ für Jäger, aus Holz. Auch geeignet als Sitzgelegenheit, Eßbrett und vieles mehr. Die Firma Globetrotter könnte das Patent gut übernehmen! Grigori freut sich sehr, Egon und mich wieder zu treffen.
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Die ersten 100 unserer 280 km langen Etappe sind nur Wald-Taiga. Erst danach wird die Taiga wieder lichter und einige Dörfer sind zu sehen. Wir erreichen die beachtliche Höhe von 500 m. In der Ferne sehen wir Berge des Ostsajan. Wir fahren entlang der Eisenbahnstrecke. Etwa alle 10 Minuten passiert ein Zug in die eine oder andere Richtung. Die Anzahl der Waggons beträgt selten weniger als 40. Wir warten an einer Schranke, ein Güterzug mit 85 Waggons passiert. Die Voreiligen starten schon wieder ihre Motorräder, doch es kommt noch der Gegenzug. Der ist kürzer, er hat nur 75 Waggons. Transportiert wird alles: überwiegend Container, Tankwagen oder offene Waggons mit Kohle. Aber auch viel Holz, den natürlich nachwachsende Rohstoff in dieser Gegend.
Die Straße ist in einem erstaunlich guten Zustand. Mussten wir noch vor drei Jahren ca. 15 bis 20 km Umleitung auf Schotterpiste fahren, so sind es nur noch kurze Stücke – es wird sehr viel gebaut. Die abenteuerliche Fahrt ist eigentlich vorbei. Mit Wehmut denken wir an die Zeit vor 10 Jahren zurück, als ein Teil der Autobahn über den Acker und über abenteuerliche Holzbrücken verlief. Damals meldeten alle Agenturen, dass man jetzt von Moskau bis Wladiwostok durchfahren könne. Dabei fängt der Ferne Osten erst hinter Tschita, also in 1.500 km, an. Aber dennoch ist es ein Abenteuer, für eigentlich alle, die mitfahren. Es ist so anders, als sie es gewohnt sind. Man muss sich nur darauf einlassen – wollen, können. Mehr und mehr führen die Straßen in einem Bogen um die Dörfer herum. Einerseits ist es schön für die Bewohner: der Lärm und der Staub, der Dreck haben nachgelassen. Aber alle im Ort werden ihre Produkte nicht mehr vor der Haustür los, sie müssen größere Strecken durch dem Wald gehen, um zu versuchen, etwas aus ihren Gärten an die Vorüberfahrenden zu verkaufen. Das bedeutet, stundenlanges Sitzen bei Wind und Wetter in der Hoffnung, etwas zu verdienen. Aber Nadeschda, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Schon lange haben die Orte für uns ungewohnte Namen. Kurz vor Tulun, unserem heutigen Ziel, passieren wir Mähdrescher bei der Arbeit. Die Temperaturen bewegten sich tagsüber zwischen 20 und 25 Grad bei wenig bis starker Bewölkung.
Der bewachte Parkplatz vor dem Hotel kostet doppelt so viel wie in Moskau. Für 100 g Bockwurst im Supermarkt müssen wir 3 Euro zahlen. Das Essen im Hotel abends verzögert sich um 3 Stunden – trotz Vorbestellung. Man weigert sich in der ersten Stunde uns zu bedienen, weil man unseren Voucher nicht akzeptiert, mit dem wir in Deutschland das Essen bereits bezahlt haben. Erst danach werden Lebensmittel eingekauft und die Küche legt endlich los. Und schließlich kommen wir doch noch zu unserem wohlverdienten Abendessen.
22. Tag – Sa. 08. August 2015: Von Tulun zum Baikalsee nach Listwjanka (470 km)
Über Ussolje-Sibirskoje und Angarsk erreichen wir Irkutsk und fahren weiter zum Endziel unserer Reise, dem Baikalsee. Geschafft!!! Endlich!!!
Nach der Pleite gestern mit dem verspäteten Abendessen, verlassen wir nach gemeinsamer Absprache um 07.30 Uhr Tulun ohne Frühstück. Das dem Hotel angeschlossene Cafe öffnet sowieso erst um 13.00 Uhr. Für uns hätte man um 8.00 Uhr aufgemacht. Theoretisch. Aber darauf wollen wir uns nicht verlassen. Ein kleines, typisch russisches „Kafe“ unterwegs bietet Ersatz. Kaffee, Pfannkuchen, auf Wunsch auch Eier und Wurst: alles ist gut. Unsere Etappe beträgt heute „nur“ 470 km. Auch heute gibt es nur eine größere Baustelle. Entgegenkommende Motorradfahrer donnern mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei. Früher hielt man kurz an, um sich auszutauschen. Bei den gut ausgebauten Straßen ist das heute leider nicht mehr üblich.
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Gleich hinter Tulun biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren, zumindest alle die wollen, zu einem großen, stillgelegten Bagger, der hier als „strategische Reserve“ neben einem Kohletagebau sein Dasein fristet. Es ist zwar nicht der Größte weltweit, aber sehr beeindruckend. Seine Schaufel fasst ca. 20 m³ Erde. Wir stellen uns zu viert hinein und haben immernoch ausreichend Platz.
In der Region wird Braun- und Steinkohle im Tagebau abgebaut. Der Bewacherin schenkt Egon ein Bild, das wir von ihrer Kollegen vor drei Jahren gemacht haben. Sie ist leider nicht da, da sie im Krankenhaus liegt. Aber unser Geschenk wird sie erreichen. Die Landschaft, durch die wir nun fahren, besteht aus Seen und einigen unnatürlichen Hügeln, entstanden aus Abraum. Sie sind erst mit jungem Wald bedeckt. Ansonsten sieht man von der Straße aus recht wenig vom Bergbau.
Auf halber Strecke besuchen wir einen buddhistischen Datsan, ein buddhistisches Zentrum. Zum dritten Mal sind Egon und ich hier. Wieder ist ein anderer Mönch da, der seinen Dienst versieht. Nachdem jeder alles fotografiert hat, sitzen wir in entspannter Runde zusammen und erfahren etwas über die 200-jährige Geschichte des Buddhismus in dieser Region. Wir sehen, dass mit einfachen Mitteln der alte, durch die Kommunisten zerstörte Tempel, hier an der Straße wieder aufgebaut wird. Sofern noch vorhanden, werden Materialien der Ruine wieder verwendet.
Es wird spürbar, dass wir uns einer Großstadt nähern. Der Abstand zwischen den Dörfern wird geringer und beträgt jetzt nur noch 10-20 km. Felder mit reifem Getreide werden abgeerntet. Die Mähdrescher aus heimischer Produktion sind verschwunden, man benutzt wie fast überall auf der Welt Produkte der Marktführer. Mittlerweile haben wir 37 Grad, aber die Sicht ist schlecht, es riecht nach Rauch. Später erfahren wir, dass es auf Olochon, der großen Insel im Baikal, und an einigen Stellen östlich von Irkutsk brennt. Der Verkehr nimmt rasant zu. Nach Tagen sehen wir wieder Polizisten, die ihrer Arbeit nachgehen. Müll wird an der Straße gesammelt. In einem Cafe stoppen wir für den Mittagssnack. „Schaschlik“ ist im Angebot –eine große Portion sehr leckerer Koteletts. Egon macht im Cafe ein Foto. Die Inhaberin bedeutet ihm, dass es nicht erlaubt sei, Fotos zu machen. „Ach“, antwortet er, „die Russen machen so viel, was verboten ist!“ – „Wir sind keine Russen!“, antwortet sie sehr bestimmt. „Wir sind Armenier!“ – „Wir sind auch keine Russen.“ antwort Egon. Beide lachen und schon ist das Fotografieren kein Problem mehr!
Am großen, nicht zu übersehenden Ortschild von Irkutsk die übliche Fotosession, dann geht es durch die Stadt zum Baikal. Gut 60 km sind es hinunter zum See, mit jedem Kilometer wird es deutlich kühler: wie angenehm. Endlich haben wir unser Ziel erreicht: der Baikalsee liegt vor uns. Endlich!!! Geschafft!!! Jubel!!! Am Schild des Baikal Hotels stoppen wir, umarmen uns und ich fotografiere alle mit ihren Motorrädern. Gerd und Jörg sind derweil vorgefahren, um weitere Fotos zu machen und zumindest die Füsse schon mal im See zu baden.
Das Baikal-Chalet, in dem wir untergebracht werden, befindet sich in der Ortsmitte von Listwjanka, ca. 800 m vom Ufer entfernt, in einem der Seitentäler. Nachdem wir die Fahrzeuge im Hof und der Garage abgestellt haben, müssen wir noch 100 Treppenstufen bewältigen, um zu unseren Zimmern zu kommen. Dafür werden wir mit einem schönen Blick auf den See und recht hohen Standard entschädigt.
Die Temperaturen betragen hier am See nur noch 20 Grad! Mit einem leckeren Essen und sehr großer Freundlichkeit werden wir von Maria, der agilen Besitzerin, willkommen geheißen und fühlen uns gleich alle wohl.
23. Tag – So. 09. August 2015
Aufenthalt in Listwjanka am Baikal und Verladen der Motorräder (10 km)
Heute kommen die beiden riesigen Lastwagen, auf die wir unsere Motorräder und den VW-Bus verladen wollen. Nach einem wunderbaren Frühstück im großen Esszimmer packen wir für die vier Tage in der Transsib und den Morgen in Moskau. Alles soll in die Lastwagen, so dass wir die nächsten Tage mit leichtem Gepäck reisen können. Wer mit dem verladen fertig ist, packt bei den anderen mit an oder erkundet nach Absprache Listwjanka.
9.00 Uhr Frühstück. Für den eine oder anderen etwas später, denn es blieb nicht bei nur einem Ankunftswodka. Es ist der Ritterschlag, am Baikal angekommen zu sein. Auch wenn ich inzwischen schon oft hier war, ist das Erlebnis auch für mich unvorstellbar groß. Das erste Mal ohne Polizeikontrollen, ohne technische Probleme und ohne Reifenpannen bis hierher – das ist eine Leistung auf die Egon und ich stolz sind. Dann macht es auch nichts, dass wir acht Reifen mitgeschleppt haben, ohne einen zu gebrauchen. Was soll das Diskutieren, wir haben wieder einmal etwas erreicht, wovon viele träumen! Wir haben Land und Leute kennengelernt, haben Höhen und Tiefen erfahren und etwas von Russland gesehen – ein wenig zumindest.
Heute müssen die Motorräder verladen werden. Der erste Sattelzug, ca. 17 Meter lang, ist in der Nacht schon angekommen, wartet bereits nahe der „Verladestelle“ in einer Seitenstraße. Der Fahrer muss ihn auf engem Feldweg über ein Feld an eine Böschung heranfahren. Als Rampe dient eine kleine Böschung im Ort. Mit Andrejs uns Achmeds Hilfe bauen wir mit Holzbohlen eine Verladerampe, damit wir die Motorräder – und im zweiten LKW auch den VW-Bus unterbringen können. Andrej hilft uns mit seinen Kenntnissen bereits zum dritten Mal. Er ist ein Alleskönner, der mit der Kettensäge genauso gut umgehen kann wie wir mit dem Kugelschreiber. Bei der Hitze – über 35 Grad – eine schweißtreibende Angelegenheit. Ich ziehe den „Blaumann“ an, packe das Werkzeug aus und los geht’s. Endlich ist es soweit: die ersten Motorräder sind an Bord, müssen verzurrt und mit Holzleisten gesichert werden, damit sie den Transport nach Moskau auf den hoppeligen Straßen gut überstehen. Der zweite LKW war noch 50 km entfernt, trifft rechtzeitig ein. Sein Fahrer ist über seine Fracht erstaunt. Es sind Fahrzeuge der Firma Delko.ru, die uns schon unterwegs aufgefallen sind. Sie fahren sehr vorschriftsmäßig und sind vergleichsweise sehr sauber. Außerdem sind es neue und kräftige Zugfahrzeuge und behindern dadurch an Steigungen nicht den Verkehr.
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Die Motoräder werden festgezurrt. Einige Teilnehmer haben erst nicht wirklich Vertrauen in unsere Arbeit. Auch wenn die Diskussionen und die eigenen „Verbesserungsvorschläge“ nur weitere Zeitverzögerung bedeuten, jeder ist wichtig an diesem Tag. Denn immerhin geht es um sein Motorrad! Alles läuft gut, aber als Egon mit dem VW Bus auf den zweiten LKW fahren will, bricht die Rampenkonstruktion. Aber nichts passiert. Andrej setzt sie Wide seines Treckers an und zieht den Bus zurück. Mit stärkeren Bohlen ist es anschließend überhaupt kein Problem. Widerspruchslos werden die Zulassungen und dir Schlüssel für die Motorräder abgegeben. Zwischendurch fragt Egon Andrej nach der Uhrzeit. Er ist ein echter Sibirjak, sieht zum Himmel und antwortet: Es ist Sommer! Wir verstehen, dass es im Sommer keine Uhrzeit gibt und jede Sekunde der hellen Jahreszeit ausgenutzt werden muss. Wir lachen und machen weiter!
Die Verladung der 13 Motorräder und des VW-Busses dauert von 10 bis 16.00 Uhr. So schnell waren wir noch nie fertig. Danach fängt auch für Egon und mich die Freizeit an. Wir sprechen das Programm für die nächste Tage ab und lassen den Abend ruhig ausklingen. Nach dem Abendbrot trinken wir gemütlich ein Bier und checken unsere Emails. Ganz kann man sich nicht von zu Hause trennen, vieles begleitet uns bis hierher, über 6 Zeitzonen und mehr als 8.000 km von zu Hause entfernt, immerhin 1/5 des Erdumfanges.
24. Tag – Mo. 10. August 2015: Aufenthalt in Listwjanka am Baikal, Ausflug über den See (0 km)
Es gibt viele Möglichkeiten, den heutigen Tag zu verbringen. Den Besuch im berühmten Limnologischen Museum von Listwjanka verschieben wir auf den nächsten Tag – montags haben auch in Sibirien die Museen geschlossen Stattdessen gibt es eine Schifffahrt über den See zur alten Baikal-Eisenbahnstrecke und einen Rundgang durch den Ort.
Als wir morgens aus dem Fenster schauen, sehen wir Wolken, die nichts Gutes verheißen. Die Temperatur ist in der Nacht weiter zurückgegangen. Wir sind jetzt bei gefühlt 15-17 Grad angekommen. Der Baikal kann tückisch sein.
Nach dem Frühstück fährt Egon mit Rainer J. zum obligatorischen Arztbesuch. Die medizinische Station für solche Fälle ist 30 km entfernt, aber das kleine örtliche Krankenhaus soll es auch tun. Es ist schon von außen typisch russisch und entspricht nicht unseren verwöhnten Ansprüchen. Dafür sind die beiden schon nach 20 Minuten durch und können weiter ziehen. Weil die medizinische Versorgung üblicherweise in Russland kostenfrei ist, brauchen sie auch hier nicht zu bezahlen. Nur in den Städten machen sich Ärzte selbstständig. Kostenlose medizinische Versorgung bedeutet, dass der Arzt nicht mehr verdient als ein Arbeiter.
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Den Vormittag haben wir andern im Baikal Chalet verbracht, jeder auf seine Weise. Gegen 11 Uhr brechen wir auf, um hinunter ins Dorf zum Abfahrtsort für unseren dreistündigen Schiffsausflug gebucht. Unser Gefährt bringt uns in einer Stunde an die alte Bahnstrecke auf die andere Seite des Sees. Unser junger Reiseführer spricht ausgezeichnet englisch und erzählt uns viel über den Baikal und seine Umgebung. Nein, der Baikal trocknet nicht aus, das ist der Aral-See am anderen Ende Russlands. Der Baikalsee befindet sich in einer Felsspalte und ist so lang wie Deutschland. Wenn er keine Zuflüsse mehr hätte, würde es 400 Jahre dauern, bis der See ausgetrocknet wäre. Er beinhaltet 20 Prozent des Süßwassers der Welt! Die zahlreichen Erbeben in seinem Umfeld sorgen dafür, dass der See jedes Jahr durchschnittlich 1-2 cm breiter wird. Der Felsen an seinen Ufern sind, nicht nur geologisch betrachtet, sehr alt, so dass man vor 100 Jahren bis zu 600 kg Sprengstoff für einen Meter der zu bauenden Eisenbahntrasse brauchte. Es ist die „goldene Strecke“ der Transsibirischen Eisenbahn, denn der Bau war so teuer, dass man die Schienen auch aus Gold auf ebener Erde hätte legen können. Überhaupt haben der Bau und die Fertigstellung der Transsibirischen Eisenbahn das Zarenreich beinahe in den Konkurs gestürzt und begünstigten die Wirren nach dem ersten Weltkrieg. Die Mär, dass die Gleise der Eisenbahn jedes Jahr über das Eis gelegt wurden, hält sich in den Köpfen vieler. Tatsächlich fand das nur während der knapp 10-jährigen Bauphase statt und eigentlich uneffektiv. Der Baikal war damals von Dezember bis Juni mit Eis bedeckt, heute von Januar bis etwa Ende Mai. Wir machen einen Spaziergang entlang und auf den Gleisen bis zum ersten Tunnel und bekommen immer wieder andere Eindrücke vom See und seiner Umgebung.
Zurück in Listwjanka kaufen wir uns am Markt frisch geräucherten Fisch und verspeisen ihn. Nahezu alle Fischarten und viele Tiere am und im Wasser sind endemisch, das heißt dass es sie nur hier gibt. Aber das werden wir sicher morgen im Museum noch ausführlicher erfahren. So bevorzugen wir für unseren Imbiss den einheimischen Omul, der sehr wohlschmeckend ist und wenig Gräten hat.