25. Tag – Di. 11. August 2015: Aufenthalt am Baikal, Fahrt nach Irkutsk, weiter mit der Transsib (0 km)
Der letzte Tag am Baikal. Fahrt nach Irkutsk, Stadtrundfahrt und am Nachmittag zum Bahnhof. Ab in den Zug, die Transsib, nach Moskau, Beziehen der Abteile.
Der Tag beginnt in aller Ruhe. Das Frühstück ist für 9.00 Uhr bestellt. Also haben wir genügend Zeit, um uns auf den Abschied vorzubereiten. Viel zu kurz ist die Zeit an diesem See gewesen, aber der Weg war für uns auch das Ziel. Dazu kommt, dass für die meisten von uns 36 Tage Reisezeit das Limit des Jahresurlaubes sind. Außerdem ist unser Russlandvisum auf 30 Tage begrenzt.
Der Abschied aus dem Baikal-Chalet und von Maria, der freundlichen, hilfsbereiten Besitzerin, fällt den meisten Teilnehmern schwer, sehr schwer sogar. Es hat ihnen wirklich gut gefallen, wie auch in den anderen ungewöhnlichen Orten, in denen wir übernachtet oder zu Abend gegessen haben: bei Gisbert und Susanna im Waldai, bei Stefan und Olga in Bingi im Ural, bei Sergej und Wolodja in Nowosibirsk und bei Igor, Lena und ihren Söhnen in Taischet. Der persönliche Zugang zu unseren Gastgebern hat uns ein intensives Bild von Russland und der Gastfreundlichkeit der besuchten Bewohner gegeben.
Viele Hotels, in denen wir übernachtet hatten, waren auf ihre Weise auch nicht unbedingt Standard. Mitunter hatten wir „Muffköpfe“ erlebt, die eine oder den anderen, der zum Lachen in den Keller geht. Aber in vielen Häusern hat sich im Gegensatz zu den letzten Jahren schon ein deutlicher Wandel im Umgang mit Gästen vollzogen.
Ludmilla, die Reiseleiterin für den heutigen Tag, spricht perfekt Deutsch. Sie ist Deutschlehrerin an der Irkutsker Universität und arbeitet in den Ferien hin und wieder als Reiseleiterin. Sie genießt es, ihr deutsch endlich mal wieder anwenden zu können. Es macht ihr viel Spaß mit uns, eigentlich hört sie gar nicht auf zu reden. Sie begleitet uns an unserem letzten Tag. Unseren Reisebus, der uns nach Irkutsk bringen soll, haben wir eine Stunde früher bestellt als ursprünglich geplant. So haben wir genügend Zeit, noch das am Ende des Ortes liegende Baikal-Museum zu besichtigen. Wir erfahren sehr viel über diesen See, über die Trinkwasserqualität – sein geringer Kalkgehalt macht das Wasser einzigartig – über Flora und Fauna: über die vielen Tiere, die nur im Baikalsee vorkommen, die Baikalrobbe, den Omul, den Ölfisch Golumbianka, der nahezu durchsichtig ist und über die Tektonik. In jedem Jahr werden hier über 2.000 Erdbeben gemessen. Für die einheimischen Burjaten ist er ihr heiliges Meer.
In Irkutsk zeigt uns Ludmila die Stelle, an der die Stadt gegründet wurde. Sie weiß auch sonst sehr viel über die Geschichte, Gebäude und die Bewohner zu berichten. Die ersten Siedler waren Russen, die ohne Frauen hierher kamen. Aber auch die vielen Verbannten kamen ohne Frauen, mit Ausnahme einiger weniger Dekabristen, Adlige, denen ihre Frauen freiwillig in die Verbannung hierher folgten. Die Männer heirateten einheimische Frauen. So kam es zu einer friedlichen Vermischung der unterschiedlichsten Volksgruppen.
Die verschiedenen Religionen tolerieren sich gegenseitig. General Koltschak, von dem wir nur Negatives kennen, war ein bekannter Förderer der Stadt. Dass hier der Bürgerkrieg der „Roten“ und der „Weissen“ in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts anders beendet wurde als in den Geschichtsbüchern beschrieben, weiß Ludmila auch zu berichten. Irkutsk galt lange als das Paris Sibiriens. Alle Expeditionen nach Osten sowie alle Warenströme und Handelswege von Ost nach West kamen durch Irkutsk.
Pünktlich um 18.00 erreichen wir den Bahnhof: noch kurz Zeit für einen schnellen Kaffee und eine Pinkelpause und wir besteigen den Zug, der 18.28 Uhr wie geplant abfährt. Das Gepäck sowie der vorher eingekaufte Proviant für 3,5 Tage muss ans korrekte Gleis transportiert werden. Beim Einsteigen werden Pässe und Fahrkarten kontrolliert: jede Fahrkarte ist individuell ausgestellt und ist mit dem Namen des Reisenden versehen. Wir haben den digitalen Ausdruck schon aus Deutschland mitgebracht. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch jeder Reisende einen Schlafplatz hat.
Wir sind in 4-Bett-Abteilen untergebracht und reisen „landestypisch“. Es werden die Hausschuhe ausgepackt, die Betten bezogen, das Gepäck verstaut und erst mal „Brotzeit“ gemacht. Viele realisieren mit Schrecken, dass es nur zwei Toiletten und fünf Steckdose im ganzen Wagen gibt, davon keine im Abteil. Wo lade ich denn bloß mein Handy, mein I-Phone, meinen Computer??? Dafür habe ich als alter Hase vorgesorgt und zaubere eine Verlängerungsschnur und eine Dreifach-Steckdose aus dem Gepäck hervor. Irgendwann gegen 22.00 Uhr haben es sich alle auf ihrer Pritsche (190 x 80 cm) bequem gemacht und sind am „einschlafen“. Manche erleben das Geruckel der Bahn als nervig, andere als total beruhigend.
- Tag – Mi. 12. August 2015
- Tag – Do.13. August 2015
- Tag – Fr. 14. August 2015
- Tag – Sa.15. August 2015, Ankunft in Moskau um 04.11 Uhr
Fahrt mit der Transsib (0 km)
Von Irkutsk aus reisen wir über Krasnojarsk, Novosibirsk, Omsk, Jekaterinburg und Perm mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Moskau. Unsere Ankunft in Moskau ist für den fünften Tag morgens um 04.11 Uhr vorgesehen.
Endlos scheint sich die Landschaft hinzuziehen. Es gibt viele Menschen, die darüber nachgedacht haben, wie es eigentlich wäre, einmal eine Reise mit der Transsib auf der längsten Eisenbahnstrecke der Welt zu unternehmen, durch ganz Russland mit seinen Wäldern und Steppen in einem Zug zu fahren. Nach einer Motorradtour, die wir nun zum Teil schon hinter uns haben, ist eine Reise mit dem Zug die beste Art, diesen großen Teil der Welt vom Osten nach Westen zu erfahren.
Die Nationalflagge Russlands besteht aus den Farben weiß, blau und rot. Weiß symbolisiert Jesus und die Unschuld der Kirche, die zu fast allen Zeiten in Russland die entscheidende Rolle spielte. Blau steht für Maria, aber auch für die Urgewalten Wasser und Himmel. Rot symbolisiert den Zaren mit seiner uneingeschränkten Macht. Das wird nochmals dadurch verstärkt, dass der alte Zarenadler das Staatssymbol ist. Ansonsten hatte und hat zu allen Zeiten die Kirche einen sehr bedeutenden Einfluss auf die Menschen gehabt. Oft mehr noch als alle Herrscher. Diese Erklärung unserer Reiseleiterin aus Irkutsk bewegt mich sehr. Beim Durchfahren der Dörfer ist erkennbar, dass blau die mit Abstand beliebteste Farbe für Dächer und Toreinfahrten ist.
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Viel, sehr viel hat sich in den letzten Jahren in Russland getan. Alles ist sauberer geworden: kaum Müll, abgesehen von ein paar wilden Müllhalden, keine Zigarettenkippen auf öffentlichen Plätzen. Rauchen ist beispielsweise auf öffentlichen Plätzen nicht mehr erlaubt und die omnipräsente Polizei weist freundlich darauf hin, wenn jemand diese neue Regel vergessen haben sollte.
Trinken in der Öffentlichkeit ist schon seit langem verboten. Alkohol wird nicht vor 10 Uhr und nicht nach 22 Uhr in den Magazinen (= Läden) und Supermärkten verkauft, nach Zigaretten muss man fragen. Die Menschen scheinen disziplinierter als früher zu sein und nutzen ihre individuelle und materielle Freiheit. Das merkt man auch an der Kleidung. Frauen mit Tattoos sind zwar nicht so häufig wie bei uns, aber wer genau hinsieht, bemerkt dieses extravagante „Schmuckelement“ bei vielen russischen Frauen.
Die Männer tragen zwar immer noch legere Kleidung, die Sportmarke Adidas ist der Renner. Und schon lange nicht mehr so viele Uniformen wie früher. Auch dieser Boom ist vorbei!
Wir dösen im Zug. 3 Tage und 4 Nächte ist dieses Abteil unser zu Hause. Inzwischen haben wir herausgefunden, dass es im Waggon 7 (!!!) Steckdosen gibt, 4 mit 220 Volt, 3 allerdings nur mit 110 Volt. Das reicht für die elektronischen Ladegeräte. Die erste Station Taischet verschlafen wir. Leider. Mein Freund Igor und seine Frau Lena sind hingegen morgens um 5 Uhr am Zug, in der Hoffnung, uns noch einmal zu sehen. Da wir alle verschlafen, drücken die beiden der Schaffnerin ein Geschenk für uns in die Hand, was natürlich sofort nach unserem Aufwachen übergeben wird. Dieses Geschenk besteht aus „Kompott“ und einem russischen „Wrap“. Kompott ist die allgemeine Bezeichnung für süßen, leicht eingekochten Saft mit vielen Früchten. Der russische Wrap entspricht von der Größe einem Apfelstrudel und ist mit allerlei Gemüse, Schinken und Hackfleisch gefüllt. Sehr lecker! Danke, Lena. Wir können uns aber per sms und einem Telefonanruf bei der großzügigen Spenderin bedanken.
Viele Orte, durch die wir auf der Fahrt nach Osten mit den Motorrädern gekommen sind, durchfahren wir jetzt wieder und tauschen Erinnerungen aus. Taischet, Kansk, Krasnojarsk, Atschinsk, Kemerowo und Novosibirsk. In Novosibirsk sehen wir auf dem 45-minütigen Zwischenstopp unsere Touristenführerin Irina wieder, zusammen mit Sergej, der uns auf seiner Datscha so großzügig bewirtet hat. Es ist kurz nach Mitternacht Ortszeit in Novosibirsk. Irina bringt nicht nur Brot, Zeitungen, Gebäck und Bilder von unserem Aufenthalt mit. Sie berichtet, dass sie die ca. 1.200 Batterien und kleinere Geschenke in der Schwerhörigen-Schule in Novosibirsk überbracht hat. Die Reaktion der stellvertretenden Direktorin war überwältigend. Wir erhalten einen ausführlichen Brief mit der Bitte um weitere Zusammenarbeit. Für die Lehrer, Lehrlinge und Sponsoren hat sie von den Kindern selbstgefertigte Puppen und Zeichnungen mitgegeben. Wir sind überwältigt. Mit solch einer Reaktion haben wir nicht gerechnet. Der Abschied von Irina und Sergei nach diesem 45-minütigen Aufenthalt auf dem Bahnsteig ist herzlich. Total Klasse!
In der mitgebrachten Nowosibirsker Wochenzeitung ist ein kurzer Bericht über unseren Besuch abgedruckt: „Eine Gruppe Motorradfahrer aus Hamburg ist heute in Novosibirsk eingetroffen. Sie sind auf dem Weg von Hamburg zum Baikal. Die meisten von Ihnen sind überrascht, dass in der Hauptstadt Sibiriens 1,5 Millionen Einwohner leben. Sie waren der Meinung inmitten der Taiga zu sein.“
Langsam bestimmt die Bahn den Tages-Rhythmus. Die meisten stehen ca. 1 Stunde vor dem nächsten Bahnhof auf und beginnen den Tag mit der Morgentoilette. Mit dem Erreichen der Stadtgrenze, und das kann durchaus eine halbe Stunde vor der eigentlichen Ankunftszeit sein, werden die Toiletten und Waschräume verschlossen. Am Morgen erreichen wir Omsk und haben eine halbe Stunde Aufenthalt. Zum Frühstück gibt es zwar keine Kascha, aber dafür Butterbrote. Wir hatten ja reichlich eingekauft. Auch der lösliche Kaffee und die Teebeutel erweisen sich jetzt als sehr nützlich, denn im Zug gibt es immer heißes Wasser. Nur die zwei Sanitärkabinen für 40 Personen entsprechen nicht dem gewohnten Hotelstandard. Dabei haben wir 2. Klasse gebucht. Auch in der 1. Klasse ist der Standard nicht anders, aber dort teilen sich nur 20 Personen die die Abteile. Ich empfehle den Teilnehmern einen Waggon weiter zu gehen. Dort teilen sich 60 Personen ebenfalls zwei Sanitärkabinen. Insbesondere den Teilnehmern, die bereits vor der Fahrt alle Tierarten aufzählen konnten, die mit diesem Zug befördert werden, lege ich diese Exkursion nahe. Eigene Anschauung verändert manchmal die eigene Anschauung.
Wir beschließen, den Speisewagen zum Abendbrot aufzusuchen. Die Mädels protestieren energisch und lautstark gegen das Fotografieren. Es gelingt uns also nicht, die sehr umfangreiche Speisekarte oder eines der Mädels zu fotografieren. Die Gründe dafür sind überwiegend die rudimentären und negativen Informationen über das wold-wide-web! Außerdem vermutet man, dass man bei den Vorgesetzten mit solchen Fotos in Ungnade fallen kann. Zum Beispiel bekommt die Zugbegleiterin – es gibt 2 je Waggon – für jede Reise 17 000 Rubel (ca. 280 Euro). Wenn sie Glück hat dann bekommt sie drei Reisen im Monat zugeteilt. Im Winter ist sie arbeitslos. Ähnlich sind die Gehälter des anderen Personals in unsrem Zug.
Nach der großen Ebene hinter Omsk beginnt langsam die Waldgegend des Ural. Dieser Höhenzug überraschte uns ja schon auf der Hinfahrt mit ausgedehnten Wäldern. Von den Bergen, die bis über 2.000 m hoch sein sollen, bekommen wir nichts mit.
Die Taiga scheint nie und nirgendwo zu enden. Kleine Dörfer huschen vorbei. Was machen die Menschen dort? Es gibt genügend Zeit zum Philosophieren.
Reisen pur, Zug um Zug, Entfernung oder Annäherung an die Heimat und Herantasten an ein ungewöhnliches Land. Dazwischen flüchtige wie intensive Eindrücke, Begegnungen mit Menschen und Landschaften, wie sie authentischer kaum sein können. Dann wieder der Ural. Ein Obelisk mitten im Ural markiert die geografische Grenze zweier Kontinente. Wir sehen ihn leider nicht, denn wir passieren den Ural in der Nacht. Vor uns liegt wieder Europa. Die Bahnstrecke, auf der wir unterwegs sind, führt auf der nördlichen Route über Kirow. Überraschend große Flüsse, gewaltige Verschiebebahnhöfe, riesige Garagenkomplexe an den Ortsrändern mit kleinen Schonsteinrohren – was mag da wohl aufbewahrt werden? Dann die Datschen, gepflegte Gemüsegärten, aber auch große Massivbetonklötze, verlassene Hauser und Orte.
Schnell gewöhnen wir uns an das lockere, entspannte Leben im Zug. Wie eine mitreisende Engländerin bemerkt: „Es ist doch erstaunlich, dass man es nach zwei Tagen für normal hält, im Schlafanzug im Gang zu stehen, darauf zu warten, dass die Toilette frei wird und sich mit einer Tasse Tee oder Kaffee mit wildfremden Mitreisenden zu unterhalten. Man stelle sich vor, das würde man in der Hotellobby tun!“
So vergehen die Tage ganz geruhsam mit schlafen, essen, plaudern, lesen, stricken, Bilder auf dem Computer austauschen und speichern, hin und wieder mal den Speisewaggon besuchen, um, je nach individueller Befindlichkeit der eigenen „Unterhopfung“ entgegenzuwirken. Bei längeren Stopps mal die Beine auf dem Bahnsteig vertreten, ein Eis, ein Bier, eine lokale Köstlichkeit erwerben …. und dann wieder zurück ins gemütliche Abteil.
Und wir können es kaum glauben, wie pünktlich der Zug ist: auf die Minute genau erreichen wir die vorgesehenen Bahnhöfe. Die Toiletten werden ca. 20 Minuten vor Ankunft abgeschlossen und sind erst wieder 20 Minuten nach Abfahrt benutzbar.
Anhand der an den Gleisen sichtbaren Kilometerangaben ist erkennbar, wie viele Kilometer uns noch von Moskau trennen. Waren es anfangs der Reise in Irkutsk 5.100 km, haben wir uns Moskau jetzt auf 500 km genähert! Also fast da!!! Noch eine Nacht, dann Taschen packen und rein, ins Moskauer Abenteuer.
29. Tag – Sa. 15. August 2015: Fahrt mit der Transsib, Aufenthalt in Moskau (100 km)
Endlich geschafft. Um 04:11 Uhr erreichen wir Moskau, fahren zum Hotel, um dann nicht mehr im Takt der Schienenmelodie einzuschlafen. Nach dem Frühstück fahren wir zur Spedition nach Odinzowo, um dort die Motorräder abzuholen. Anschließend fahren wir zurück durch die Stadt, um noch einen Fotostopp am Roten Platz und auf den Sperlingsbergen einzulegen.
Ankunft ist um 4.11 Uhr in Moskau vorgesehen. Also rechtzeitig aufstehen, zur Toilette gehen, bevor sie abgeschlossen wird, Sachen zusammenpacken, Bettwäsche abziehen und abgezählt überreichen. Dabei gibt es noch Stress, weil angeblich ein Bettlaken fehlt. Das wird der Zugbegleiterin vom Gehalt abgezogen, wenn wir keine Lösung finden. Aber irgendwie regelt es der Teilnehmer mit der Zugbegleiterin doch. Beim Aussteigen auf dem Jaroslaver Bahnhof verirren wir uns beinahe. Aber nach einer Sicherheitsschleuse gelangen wir zum Wartebereich. Es ist alles sehr sauber und kein Vergleich zu unserem letzten Besuch hier vor drei Jahren. Damals war es auch nicht unbedingt schmutzig, aber dieses Mal ist die Sauberkeit auffallend. Nach einer kurzen Wartezeit gehen wir zu Metro. Viele Teilnehmer können sich nicht satt sehen an der Pracht der Metro-Stationen. Ich drängele sie weiter, wir wollen zum Hotel und werden morgen die Metro im Rahmen unserer Stadtrundfahrt ausgiebig erfahren können. Im Hotel ist es ist alles vorbereitet, wir haben einen Früh- Check-in gebucht. So gehen die einen gleich aufs Zimmer, die anderen frühstücken erst. Nach dem Code für das WLan müssen wir nicht fragen, er ist selbstverständlich frei und für alle Hotelgäste offen. Auf 16 Etagen sind jeweils 60 Zimmer verteilt. Insgesamt fünf dieser Häuser stehen hier am Platz, es ist das alte olympische Dorf von 1980. Obwohl das günstigste Zimmer deutlich über 100 Euro kostet, sind alle Hotels hier voll ausgebucht. Es sind überwiegend asiatische Gäste, die lautstark und ungeniert durch die Gegend und durch das Hotel ziehen. Um 10 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Spedition und fahren zunächst mit der Metro zum Weißrussischen Bahnhof. Dort treffen wir Nicolai und fahren gemeinsam mit der Vorortbahn weiter. Die Fahrt dauert über eine Stunde vom Zentrum bis an den Rand von Moskau. Einige unserer Teilnehmer versuchen Parallelen zu Deutschland zu finden, doch alles sprengt das Vorstellungsvermögen. Moskau ist etwa so groß wie das Ruhrgebiet, hat aber 3-4 mal mehr Einwohner. Nach einem kurzen Weg sind wir auf dem Speditionsgelände. Die Lkw stehen schon bereit. Dann kommt der langersehnte Moment und die Fahrer die Türen zu den Ladeflächen werden geöffnet. Die Überraschung ist sehr groß. Nicht ein Motorrad hat sich aus der Verzurrung gelöst. Alle sind zwar staubig geworden, aber es gab nicht eine einzige Schramme an den Fahrzeugen. Es macht den russischen Bewachern der Spedition Spaß uns dabei zuzusehen, wie wir entladen. Solche Fracht ist auch für sie nicht alltäglich. Als alles wieder auf den Motorrädern und im Bus verstaut ist, machen wir uns auf den Weg nach Moskau. Egon nimmt Nikolai noch zu einer Metrostation mit und fährt dann zum Hotel weiter. Währenddessen mache ich mit allen anderen auf dem Weg zum Hotel eine Stadtrundfahrt. Breite Einfallsstraßen mit bis zu acht Spuren pro Richtung, die Lomonossov- Universität, der Motorradtreff an den Sperlingsbergen, der Fotostopp am Roten Platz, die Fahrt entlang der Moskwa und durch die Innenstad übersteigt fast das Fassungsvermögen. Gut das ich das für den Sonntag eingeplant habe. Obwohl der Verkehr schon dicht ist, ist es kein Vergleich zu einem Wochentag. Ein Stiefelbier am Hotel, umziehen, dann Abendessen. Das Ismailowo Delta bietet einen hohen Standard. Erst nach dieser langen Reise können wir das Essenbüffet richtig würdigen.
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Alle ziehen sich relativ früh zurück. Wir müssen uns erst einmal wieder an ein richtiges Bett und den Rhythmus gewöhnen. Außerdem wollen wir morgen schon um 8 Uhr starten, um dem Verkehr zu Wochenbeginn zu entkommen.
Anekdote am Rande: Es kann ja sein, dass die Sanktionen gegen Russland langsam Wirkung zeigen. Die ganz arme Bevölkerung und insbesondere die Rentner haben Probleme ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wer aber durch Moskau fährt und die Bautätigkeit beobachtet muss annehmen, dass Russland als Staat seit den Sanktionen erst richtig aufblüht. Wer anderer Meinung ist verfügt über Informationen die ich nicht habe.